Maßwerk

Maßwerk
Maß|werk 〈n. 11; unz.〉 got. geometr. Bauornament zum Füllen von Bögen, Fenstern usw. u. zur Gliederung von Wandflächen

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Maß|werk, das <Pl. selten> (Archit.):
aus geometrischen Formen gebildetes Ornament an gotischen Bauwerken, das bes. der Ausgestaltung von Fensterbögen u. zur Gliederung von Wandflächen, Portalen o. Ä. dient.

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Maßwerk,
 
das geometrische Bauornament der Gotik, das mit dem Zirkel konstruiert (»gemessen«) wurde. Das Maßwerk ist Ausdruck der konstruktiv-geometrische Möglichkeiten der mittelalterlichen Bauhütte. In der Spätromanik ergab sich die Notwendigkeit, große Fensteröffnungen für die Aufnahme bleiverglaster Fenster zu unterteilen und diese statisch auszusteifen. Vorformen des Maßwerks sind die gleichsam aus der massiven Wand ausgeschnittenen Lochfenster und Rosen des 12. Jahrhunderts (Chartres, Limburg an der Lahn). Diese Form wurde entmaterialisiert in den ersten echten Maßwerkfenstern (Reims 1211 ff.; Marburg, Elisabethkirche, 1235 ff.). Diese Fenster bestehen aus zwei Lanzetten, die eine von einem großen Spitzbogen gerahmte Rose tragen. Im Lauf der Entwicklung des Maßwerks wurden die Motive und Figurationen bis zum 14. Jahrhundert immer reicher (Amiens 1220 ff.; Oppenheim, Katharinenkirche, 1262 ff.). Neben dem Pass, der aus Kreisformen besteht (Dreipass, Vierpass usw.), kennt man das Blatt aus sphärischen Dreiecken und Quadraten mit einbeschriebenen Blättern (Dreiblatt, Vierblatt usw.). Der Schneuß oder die Fischblase ist eine Maßwerkform der Spätgotik. Sonderformen kennzeichnen den Flamboyantstil in Frankreich, den Perpendicular Style in England und den Emanuelstil in Portugal. Maßwerk findet sich außer an Fenstern und in den großen Fensterrosen auch als applizierte Ornamentform an Giebeln, Fassaden, Brüstungen, Wimpergen und Portalen. In der Spätgotik wurde das Maßwerk oft ins Ornamental-Groteske übersteigert (an Gehäusen von Schnitzaltären). Das Maßwerk erscheint auch in vegetabilen Formen in der Art von Ast- und Laubwerk. Nach einer kurzen Wiederaufnahme in der Architektur der Zeit der Gegenreformation (Jesuitengotik: Köln, Maria Himmelfahrt; Molsheim, Pfarrkirche) gewann das Maßwerk erst in der Neugotik des 19. Jahrhunderts wieder an Bedeutung.
 
 
L. Behling: Gestalt u. Gesch. des M. (21978);
 G. Binding: M. (1989);
 
M., bearb. v. K. Kaiser (21993).
 

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Maß|werk, das <o. Pl.> (Archit.): aus geometrischen Formen gebildetes Ornament an gotischen Bauwerken, das bes. der Ausgestaltung von Fensterbögen u. zur Gliederung von Wandflächen, Portalen o. Ä. dient: gotisches M.

Universal-Lexikon. 2012.

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